Kita-Kindeswohl-im-Blick
Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu einem Aufruf mit dem Titel "Kita-Kindeswohl-im Blick". Anders als im aktuell geführten Diskurs über einen quantitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung geht es hierbei um eine kritische Auseinandersetzung mit der pädagogischen Ausgestaltung von Krippe und Kindertagesstätte. Es geht also nicht um Plätze, Geld und Personal, sondern um Wissen über Kinder, über Konzepte, Haltungen und Einstellungen.
2024 entstand in einer Fachgruppe aus Pädagogik, Heilpädagogik, Psychologie und Psychotherapie ein Arbeitspapier mit fünf kritischen Thesen zur aktuellen Kita-Pädagogik und mit konstruktiven Vorschlägen auf der Grundlage psychologischen Wissens über das Wohlbefinden von Kindern, optimales Lernen im Kindesalter und eine kindgemäße psychische Entwicklung. Die fünf Thesen lauten:
1. Sehr frühe und sehr lange U2-Kita-Betreuung stresst Kinder
2. Einseitige Selbstbildung verspielt Bildungspotentiale der Kita
3. Falsch verstandene Partizipation überfordert Kinder
4. Einseitige Stärkenorientierung provoziert Verhaltensauffälligkeiten
5. Erziehungsprobleme werden psychiatrisiert und medikalisiert
Der Aufruf ist seit Ende August 2024 auf verschiedenen Plattformen öffentlich und verbreitet sich nach dem Schneeballprinzip. Es geht nicht darum, Unterschriften zu sammeln. Der Aufruf soll Teil einer offenen Diskussion der aktuellen Kita-Konzepte werden, die sich in den letzten 10 Jahren etabliert haben. Ziel ist es, verengte Perspektiven auf die kindliche Entwicklung, auf Bildung und Lernen unter Einbezug aller relevanten wissenschaftlichen Disziplinen wieder ausgewogen zu begründen.
Mitte März 2025 wurde eine Version des Aufrufs Kita-Kindeswohl-im-Blick veröffentlicht, die wissenschaftliche Belege ergänzt und die einseitige Rezeption in einem Teil der Fachcommunity kommentiert.
Mitte April 2025 wurde ein umfangreiches Manuskript für eine psychologische Fachzeitschrift (Peer Review) eingereicht. Jede der 5 Thesen wird inhaltlich ausgeführt, theoretisch und empirisch begründet mit aktuellen Studien, Reviews und im besten Fall mittels Metaanalysen.
2025 sind weitere Publikationen für verschiedene Adressat:innen geplant: Kita-Fachkräfte, Eltern, Trägerverantwortliche und Lehrende an Fachschule und Hochschule sowie Wissenschaftler:innen (Vorträge auf Anfrage).
Im Folgenden finden Sie den Aufruf Kita-Kindeswohl-im-Blick als Download, Informationen über die Rezeption sowie Medien- und Fachbeiträge zum Thema.
Aufruf "Kita-Kindeswohl-im-Blick"
Hier können Sie den Aufruf "Kita-Kindeswohl-im-Blick" mit 5 kritischen Thesen in der Version vom 15.8.2024 herunterladen. (2 Seiten)
Hier können Sie den Aufruf in der erweiterten Version vom 20.3.2025 herunterladen. Der zweiseitige Aufruf ist um Literaturangaben zu den 5 Thesen und einen Kommentar zur bisherigen Rezeption ergänzt (18 Seiten)
Beiträge zum Thema
2025
- 17. Januar 2025 Bauchgefühl. Über die Maison Relais wird seltsam undifferenziert diskutiert. Die Debatte spiegelt Angst vor gesellschaftlicher Veränderung wider (von Sarah Pepin) in Luetzeburger Land vom 17.01.2025 (Zeitungsartikel mit Bezug zum Podcast-Interview 1000 Deeg)
- 22. Februar 2025 Teilnahme an der Sendung "Campus und Karriere" im Deutschlandfunk zum Thema "Frühbetreuung oder Frühstress?" zusammen mit einer Vertreterin der Krippenpraxis und der Bertelsmann-Stiftung / Einfach zu lesender Nachtrag zur Studienlage in Bezug auf die Frühbetreuung, die in der Sendung m.E. nicht konsensfähig eingebracht wurden. Davon unbenommen sind die Argumente aus bindungstheoretischer und salutogenetischer Sicht, die sehr gut durch die Gesellschaft für frühkindliche Bindung vertreten sind.
- 23. Februar 2025 "Plädaoyer für faire Bedingungen im wissenschaftlichen Diskurs über Konzepte in der Kita-Pädagogik": Kommentar zu „Wissenschaftliche Fachverbände kritisieren Kita-Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ scharf“ vom 13. Februar 2025
- 03. März 2025 Der Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ findet Interesse: 6452 Besucher:innen und 11308 Aufrufe auf der Homepage; 2452 Aufrufe auf ReseachGate seit der Internet-Publikation
- 11. März 2025 Bezug zum Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ im Artikel "Warum wir uns ehrlich fragen sollten, ob die Kita den ganz Kleinen schadet" von Hannah Lühmann in WELT
- 15. März 2025 Bezug zum Aufruf "Kita-Kindeswohl-im-Blick" im Artikel "Die große Frage, ob die Kita Kleinkindern tatsächlich schadet" von Freia Peters in WELT
- 20. März 2025 Publikation einer erweiterten Version des Aufrufs "Kita-Kindeswohl-im-Blick" mit wissenschaftlichen Belegen und Kommentar zur Rezeption
- 20. April 2025 Einreichung eines Manuskripts bei einer psychologischen Fachzeitschrift (Peer Review) zur wissenschaftlichen Begründung der 5 Thesen des Aufrufs Kita-Kindeswohl-im-Blick.
geplant:
- 21. Mai 2025 Vortrag "Kita-Kindeswohl im Blick" beim Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Neumünster
- 1. Juli 2025: Vortrag und Diskussion des Aufrufs "Kita-Kindeswohl-im-Blick" mit den Schwerpunkten Bildung und Partizipation bei einem Fachgespräch "Bildung von Anfang an" des Bereichs Elementarpädgogik der Universität Bremen
- Herbst 2025: Publikation eines kompakten Buchs für pädagogische Fachkräfte und Eltern
Rückblick auf 2024
- 25.08.2024 Veröffentlichung des Aufrufs "Kita-Kindeswohl-im-Blick" im Internet
- 28.08.2024 Start eines digitalen Kettenbriefs (siehe: Machen Sie mit!)
- 29.08.2024 Veröffentlichung des Aufrufs auf ResearchGate
- 06.10.2024 "In den Kitas verspielt man die Bildungspotentiale von Kindern": Interview publiziert auf SPIEGEL.de Panorama
- 07.10.2024 Zusammenfassung des Spiegel-Interviews auf News4teachers, Pädagogik News
- 15.11.2024 Interview in Badische Neuste Nachrichten
- 20.11.2024 Interview in Podcast "FutureFamily - Generation Familie & Beruf " (Host Dr. Ana Hoffmeister)
- 26.11.2024 Vortrag "Die neue Kita-Pädagogik: wenig Chancen, viele Risiken für Kinder" beim lU-Fachgebietstreffen Sozialwissenschaften in Köln
- 3.12.2024 Interview in Podcast "1000 Deeg", Episode 36: "Friembetreiung: Hellef oder Risiko?" (Host Maxi Pesch)
- 10.12.2024 Buchvorstellung "Die neue Kindheitspädagogik - Chancen, Risiken, Irrwege" und Podiumsdiskussion in L-Mersch anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Lycée Technique pour Professions Éducatives et Sociales (LTPES)
- 12.12.2024 Der Aufruf Kita-Kindeswohl-im-Blick findet Interesse: 3750 Besucher:innen und 6500 Aufrufe auf der Homepage; 1900 Aufrufe auf ReseachGate
- 24.12.2024 "Wenn das Kita-Personal Kleinkindern "nur ungern" etwas "vorschreiben" will" - Artikel von Freia Peters in WELT mit Rekurs auf "Kita-Kindeswohl-im-Blick"
Allgemeine Hinweise auf die wissenschaftliche Begründung
Die Kritik an einer frühen und langen U2-Betreuung (These 1) stützt sich auf die Bindungstheorie und Stressforschung. Lesen Sie nach bei der "Gesellschaft für frühkindliche Bindung e.V." unter https://fruehe-bindung.de.
Die Ausarbeitung der Kritik an einseitiger Selbstbildung, falsch versttanderner Partizipation und Stärkenorientierung (Thesen 2-4) findet sich in einzelnen Kapiteln der obigen Publikation, erschienen in der Kohlhammer-Reihe Pädagogik kontrovers.
Die Kritik an Modediagnosen, u.a. für Kinder, die auch Ausdruck einer Psychiatrisierung unerledigter erzieherischer Aufgaben sind (These 5), findet sich z.B. in einer Publikation von Allen Frances begründet. Hier die Rezension auf Socialnet.
Machen Sie mit!
Verbreiten Sie den Aufruf per Mail oder Messenger-Dienst!
Nutzen Sie dafür den folgenden Text und den Aufruf im Anhang, wenn Sie möchten.
Liebe Kollegin, lieber Kollege, [persönliche Ansprache]
in der Anlage finden Sie einen Aufruf, das Kindeswohl von Kita-Kindern in den Blick zu nehmen. Im Gegensatz zum öffentlichen Diskurs über den quantitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung, geht es hier um eine Kritik an der pädagogischen Ausgestaltung der Kindertagesbetreuung. Die scheint aus dem Gleichgewicht geraten: In einseitiger Lesart der wissenschaftlichen Grundlagen, teilweise in Umsetzungen, die jeglichen Bodenkontakt verloren haben, können die aktuell als progressiv deklarierten Kita-Konzepte nicht überzeugend dazu beitragen, eine gute Entwicklung der Kinder zu gewährleisten, die Bildungspotentiale in der frühen Kindheit zu nutzen und Verhaltensauffälligkeiten vorzubeugen. Aber lesen Sie genauer in dem beigefügten Aufruf "Kita-Kindeswohl-im-Blick" nach.
Wenn Sie als pädagogische Fachkraft, als Kita-Leitung, als Trägerverantwortliche, als Bildungspolitiker:in, als Therapeut:in, als Forschende oder als Eltern zur Verbreitung der kritischen Thesen beitragen möchten, schicken Sie bitte die beigefügte PDF an Unterstützer:innen. Es handelt sich nicht um das Sammeln von Unterschriften. Es geht uns darum, neben der Öffentlichkeitsarbeit auf diesem direktem Weg die Argumente zu teilen. Bitte nutzen Sie dazu den Betreff "Bitte an Unterstützer:innen weiterleiten: Kita-Kindeswohl-im-Blick" und diesen gesamten Mail-Text. Vergessen Sie nicht, den Aufruf im Anhang einzufügen.
Aktuell finden Sie Informationen, z.B. zur wissenschaftlichen Begründung oder zu geplanten Aktivitäten, unter https://www.veronika-verbeek-trier.de/kita-kindeswohl-im-blick/. Die Aktion startete am 28.8.2024. Weitere wissenschaftliche Beiträge zu einer Kita-Pädagogik, die eine breite wissenschaftliche Begründung erfährt, sind in Vorbereitung.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung
[Eigener Name]
Kita-Kindeswohl-im-Blick
in der Kritik
Im Februar 2025 veröffentlichten Vertreter:innen einer in mehreren Verbänden organisierten Kindheitspädagogik zu dem Aufruf Kita-Kindeswohl-im-Blick und zu der wissenschaftlichen Begründung des Thesenpapiers eine Pressemitteilung mit Stellungnahme, die sicher auch von einem inhaltlichen Anliegen getragen ist, unverkennbar aber mit einer unsachlichen Abwertung des kritischen Diskussionsbeitrags und nicht zuletzt auch meiner Person verbunden war. Unter dem Titel "Plädoyer für faire Bedingungen im wissenschaftlichen Diskurs über Konzepte in der Kita-Pädagogik" weise ich die diffamierenden Unterstellungen in Pressemitteilung und Stellungnahme der organisierten Kindheitspädagogik schärfstens von mir (Stand 03.03.2025). Seit mehreren Wochen versuche ich nun, eine Versachlichung der Debatte anzuregen, leider mit begrenztem Erfolg. Die Protagonist:innen der Pressemitteilung gehen nicht in den Diskurs. Allein der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) hat die Untersektion Kindheitspädagogik angewiesen, die Stellungnahme von der Homepage der DGfE zu nehmen, das persönliche Gespräch mit mir gesucht und glaubwürdig Bedauern über die ethisch verwerflichen Unterstellungen zum Ausdruck gebracht. Anschreiben an Präsidium oder Hochschulkommunikation der beiden katholischen Hochschulen in Bayern und der diversitätssensiblen Hochschule in Berlin, deren Professor:innen sich presserechtlich für die Pressemitteilung verantworten, wurden nicht beantwortet.
Vorrangig aufgrund beruflicher Bedenken der Mitstreiter:innen wurde der Aufruf Kita-Kindeswohl-im-Blick im Herbst 2024 unter meinem Namen veröffentlicht. Die diffamierende Rezeption durch die Fachverbände zeigt, dass diese Vorsicht sehr berechtigt war. Meine Bitte ist nun: Wenn Sie die einseitige Perspektive auf die kindliche Entwicklung in der aktuellen Kita-Pädagogik kritisieren, Thesen und wissenschaftliche Begründung des Aufrufs Kita-Kindeswohl-im-Blick mittragen, machen Sie Ihre Kritik öffentlich! Kommentieren Sie polemische Diskussionen auf Social Media mit einem sachlichen Beitrag. Und adressieren Sie Ihre Einschätzungen direkt an die Vertreterinnen einer organisierten und damit auch politisch einflussreichen Kindheitspädagogik, namentlich verbunden mit den Vorsitzenden, die sich (wie ich finde: unnötig) um die Redlichkeit des Aufrufs sorgten.
Denn von Beginn an waren wissenschaftliche Bezüge auf dieser Homepage kommuniziert. Eine explizite wissenschaftliche Begründung des Thesenpapers erscheint im Sommer in einer Zeitschrift mit Peer Rieview.